04.07.2019
Digitale Transformation: Wie wir unsere Mitarbeiter fit für die Zukunft machen
Wie komme ich ins Internet der Dinge? Kann es aus einer Cloud regnen? Und sind Influencer ansteckend? Mit der Initiative Digital Upskilling will Henkel alle Mitarbeiter weltweit auf ein gemeinsames Level heben und ihnen frühzeitig die digitalen Fertigkeiten für die Zukunft vermitteln. Projektleiterin Franziska Schatt erklärt, wie das Unternehmen den digitalen Wissensstand der Belegschaft erhebt, was es sich von Streaming-Portalen abgeguckt hat und warum das Angebot gut ankommt.
Henkel hat 2018 begonnen, die digitalen Kenntnisse der Mitarbeiter abzufragen, und viel Aufmerksamkeit für die Initiative erhalten. Was ist das Besondere an Digital Upskilling?
Franziska Schatt: Lebenslanges Lernen ist natürlich nicht neu bei Henkel. Wir hatten auch vorher ein großes Lernangebot für die Themen Digitalisierung, Innovation und neue Technologien sowohl mit Webinaren als auch mit Trainings vor Ort. Neu ist aber, dass wir einen globalen und unternehmensweiten Ansatz entwickelt haben. Mit der globalen Initiative Digital Upskilling prüfen wir, wo wir heute stehen und, ob wir das richtige Trainingsangebot haben. Denn es gibt zwar viel, aber manches ist über die Jahre eher aus einem Gefühl heraus und ohne Datenbasis entstanden. Jetzt schaffen wir Transparenz und schauen, wie digital wir tatsächlich sind.
Wie findet ihr heraus, ob die Mitarbeiter weltweit up-to-date sind? Und was sollen sie wissen, um auch in Zukunft fit zu sein?
Wir glauben, dass sich künftig viele Rollen auflösen und neue Jobs entstehen werden. Diese Entwicklung wollen wir mitgehen. Darum starten wir nicht erst in ein paar Jahren, wenn klar wird, dass ein Mitarbeiter jetzt bestimmte Fähigkeiten benötigt. Stattdessen vermitteln wir ihm heute das Wissen, das er in Zukunft brauchen wird, um seinen Job gut zu machen. Die Analyse zeigt uns, wo wir ansetzen müssen. Beim Digital BaseFit fragen wir nach dem Grundverständnis für Themen, die uns auch im Alltag begegnen, Industrie 4.0 zum Beispiel oder was ein Sharepoint ist. Das ist eine Art Quiz. Mit dem Digital ExpertFit setzen wir bei den Fähigkeiten an, die in drei bis fünf Jahren für eine bestimmte Job-Gruppe wichtig werden. Die Kollegen im Marketing brauchen zum Beispiel etwas anderes als Mitarbeiter in der Finanzabteilung. Und vieles ist heute noch nicht relevant. Wir zeigen, wohin die Reise geht.
Heute zu benennen, was in drei oder fünf Jahren für Mitarbeiter in der Logistik, Supply Chain oder im Marketing relevant ist, klingt anspruchsvoll. Wie seid ihr vorgegangen?
Um die marktrelevanten Fähigkeiten für einzelne Job-Familien zu definieren, haben wir mit einer Beratungsfirma zusammengearbeitet. Diese Außenperspektive war uns wichtig. Die Kollegen aus den Abteilungen waren trotzdem früh eingebunden, haben die Vorschläge geprüft und – wo es nötig war – angepasst. Sie konnten direkt bewerten, welche Inhalte für ihren Bereich sinnvoll sind und welche nicht. Wir wollten nicht einfach ein fertiges Angebot präsentieren, das die Kollegen nutzen können, sondern sie von Anfang an an Bord haben.
Selbsteinschätzung erfordert auch Vertrauen und ein Stückweit Mut. Musstet ihr Überzeugungsarbeit leisten, um die Menschen zum Mitmachen zu motivieren?
Nein, wir waren selbst überrascht über die positive Einstellung, mit der die Mitarbeiter dem Projekt begegnen. Sie verstehen es als ein tolles Angebot, in das Henkel viel Zeit und Ressourcen steckt. Durch das große Interesse hat die Initiative sich fast von selbst weiterentwickelt. Uns kommt sicher auch zugute, dass es keine reine Initiative von der Personalabteilung ist und die Unternehmensbereiche involviert waren. Wichtig ist, dass sich jeder angesprochen fühlt. Natürlich ist das Ganze freiwillig. Wir kommunizieren aber, dass die Analyse einen echten Mehrwert für jeden einzelnen ergibt. Die Ergebnisse der beiden Ansätze (Digital BaseFit und Digital ExpertFit) werden uns zeigen, über welchen digitalen Kenntnisstand unsere Mitarbeiter bereits heute verfügen. Daraus leiten wir passende Weiterbildungstrainings ab.
Wie funktioniert das Lernen mit der Plattform für die Mitarbeiter weltweit?
Es ist natürlich nicht zu übersehen, dass sich die Arbeitswelt um uns herum grundlegend verändert. Auch das Lernen verändert sich, und deshalb haben wir eine neue Lernpattform eingeführt. BaseFit und ExpertFit sind neben unseren anderen Trainings auf dieser neuen Plattform verfügbar. Alle Onlinekurse und Videos auf der Plattform sind cloudbasiert und somit überall jederzeit abrufbar – nicht nur in der Arbeitsumgebung, sondern auch unterwegs oder zu Hause. So kann ich selbst entscheiden, wo und wann ich etwas lernen möchte. Mit der Plattform sind wir nah an dem Nutzungserlebnis, das wir auch aus unserem Alltag und von anderen Medien wie Streaming-Portalen kennen. Sie funktioniert sehr intuitiv und spielerisch. Ich sehe, was für mich auf meinem individuellen Lernpfad empfohlen wird, was andere sehen, welche Inhalte neu oder besonders beliebt sind. Wir haben außer unseren eigenen Inhalten auch externe Quellen wie Ted Talks integriert. Außerdem können die Nutzer sich über die Inhalte austauschen, Kommentare schreiben und Beiträge bewerten, wie sie es aus Sozialen Medien kennen.
Und wie geht es weiter?
Die digitalen Anforderungen ändern sich unheimlich schnell. Wir haben jetzt einen Startpunkt, nach dem wir immer wieder adaptieren und Dinge ändern müssen. In regelmäßigen Abständen werden wir den Status erneut überprüfen und unser Programm anpassen. Wir glauben, dass mit dem Upskilling auch eine kulturelle Transformation einhergeht. Und das passiert nicht über Nacht. Unsere Lernreise hat gerade erst begonnen.